Nahezu alle Berliner Kleinbahngründungen im Gebiet um Berlin entsprangen dem Bedürfnis der Städte und Gemeinden, ihre Wirtschaftsgüter von und nach Berlin mit dem damals schnellsten und modernsten Verkehrsmittel, der Eisenbahn, transportieren zu können. Die Hauptstrecken durchzogen, sternförmig von Berlin ausgehend, die anliegenden Kreise mit nur wenigen Verlademöglichkeiten für den lokalen Bereich. Den südlich Berlins gelegenen Kreis Teltow durchquerten zwei Hauptstrecken, die 1867 eröffnete Berlin-Görlitzer Eisenbahn und die 1875 eröffnete Berlin-Dresdener Eisenbahn.
Bis zu den Stationen dieser Bahnen waren Wege von mehreren Kilometern mit Pferd und Wagen über holprige Chausseen und Feldwege zurückzulegen. Dass die Großbauern und Gutsbesitzer zu den Hauptinitiatoren von Kleinbahnen gehörten, war unter diesen Verkehrsbedingungen nur zu verständlich. Um das Gebiet zwischen den genannten Hauptbahnen und der Kreisstadt Mittenwalde mit einer Eisenbahn zu erschließen, gründete 1895 eine Gruppe von Interessenten in Mittenwalde ein Eisenbahnbau-Comité für eine Kleinbahn von der Gemeinde Rixdorf nach Mittenwalde. Die geschätzten Kosten für den Bau der Strecke waren mit 2 Millionen Mark veranschlagt, ein Betrag, den die Mitglieder nicht aufbringen konnten, weshalb man sich nach finanzkräftigen Partnern umsehen musste. Einen solchen Partner fand man in der Gesellschaft Vering & Waechter, die am 3. November 1885 von dem Königlich Preußischen Baurat Carl Waechter und dem Kommerzienrat Carl Vering in Berlin mit der Absicht gegründet worden war, in ganz Deutschland neue Eisenbahnlinien zu bauen und zu betreiben. Vering & Waechter war bereit, einen wesentlichen Teil der Bausumme aufzubringen und übernahm damit ein erhebliches unternehmerisches Risiko. Das Eisenbahnbau-Comité übertrug der Gesellschaft deshalb die gesamte Planung und Koordination des Bahnprojekts. Unmittelbar an der in Planung befindlichen Ringbahnstation Hermannstraße sollte ein Übergabebahnhof zur Königlich Preußischen Staatseisenbahn geschaffen werden. Die Fahrgäste sollten dort die Möglichkeit erhalten, in die Ringbahn umzusteigen.
Hinsichtlich des Endpunktes in Mittenwalde war der Bürgermeister der Stadt daran interessiert, die neue Rixdorf-Mittenwalder Eisenbahn (RME) und die Königs-Wusterhausen- Mittenwalde-Töpchiner Eisenbahn (KMTE) in einem gemeinsamen Bahnhof enden zu lassen. Diesen Vorschlag lehnte der Aufsichtsrat der KMTE ab. Am 20. Januar 1899 wurde ein Vertrag zum Bau und Betrieb der Bahn mit der Firma Vering & Waechter auf 20 Jahre geschlossen. Einen Monat später, am 23. Februar 1899 erfolgte die Gründung einer Aktiengesellschaft mit dem Namen Rixdorf-Mittenwalder Eisenbahn (RME). Das Aktienkapital betrug 1.700.000,- Mark.
Durch den zügigen Baufortschritt konnte die Betriebsgenehmigung bereits am 21. Juli 1899 vom Regierungspräsidenten in Potsdam erteilt werden. Die rund 27 Kilometer lange Strecke von Mittenwalde zum entfernten Rixdorf führte von Mittenwalde Nord über Brusendorf, Groß Kienitz, Selchow, Schönefeld, Rudow, Buckow und Britz zum Bahnhof Hermannstraße. Der Bahnhof Britz wurde zum Hauptbetriebshof ausgebaut.
Erster Teil:
Die Rixdorf-Mittenwalder Eisenbahn erschließt das südliche Berliner Umland
Zweiter Teil:
Nicht in Rixdorf sondern in Mittenwalde spielte die Musik
Dritter Teil:
Die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn im Wandel der Zeiten
Vierter Teil: