Einen Tag vor der Betriebseröffnung feierten die Honoratioren von Mittenwalde und Rixdorf mit einem Fest den vollendeten Bahnbau. Der Festzug startete in Mittenwalde, nahm in Rixdorf die dort versammelten Festteilnehmer auf und fuhr zurück nach Mittenwalde, wo kräftig gefeiert wurde. Während alle Anliegergemeinden durch ihre Bürgermeister und Gemeindevorsteher vertreten waren, ließ sich Bürgermeister Boddin von Rixdorf durch seinen Stellvertreter Niemitz vertreten. Am 28. September 1900 setzte sich dann von der Station Mittenwalde Nord der festlich geschmückte erste planmäßige Zug vollbesetzt nach Rixdorf in Bewegung. Im ersten Betriebsjahr wurden in jeder Richtung täglich vier gemischte Züge befördert. Während sich der Personenverkehr erwartungsgemäß entwickelte, blieb der Güterverkehr hinter den Erwartungen zurück. Um für den Güterverkehr bessere Voraussetzungen zu schaffen beschloss der Aufsichtsrat, die Verlängerung der Strecke über den Bahnhof Mittenwalde-Nord hinaus, nach Schöneicherplan in Angriff zu nehmen. Vering & Waechter erwarb auf dem Schöneicherplan ausgebeutete Tongruben und unfruchtbare Luchwiesen in der Absicht, dort Hausmüll aus Berlin zu deponieren. Wie richtig die Entscheidung für eine Verlängerung der RME nach dem Schöneicherplan war, zeigt die Entwicklung des Güterverkehrs. Betrug der Wagenladungsverkehr in dem Geschäftsjahr 1902/03 24.000 t, stieg er nach Aufnahme des Betriebes zum Schöneicherplan 1904/05 auf 165.000 t, während die Zahl der beförderten Personen sich bei etwa 100.000 einpendelte.
Der Bau des Teltowkanals (1901 bis 1905) und der starke Verkehr auf der RME, der besonders an der Kreuzung mit der Germaniastraße zu untragbaren Verhältnissen führte, war Veranlassung, die Gleise der RME tiefer zu legen und die sie kreuzenden Straßen mit Brücken zu überführen. Im Zusammenhang mit dem Bau des Teltowkanals erwartete die RME durch die neuen Industrieansiedlungen in diesem Gebiet eine weitere Steigerung des Güterverkehrs. Ein neuer Rangierbahnhof, der heutige Bahnhof Teltowkanal, entstand unmittelbar im Anschluss an die Überführung der Bahn über den Teltowkanal. Auf dem neuen Rangierbahnhof entstanden ein Verwaltungsgebäude mit Güterschuppen, Lokomotiv- und Wagenschuppen sowie die Fahrzeugbehandlungsanlagen.
Erster Teil:
Die Rixdorf-Mittenwalder Eisenbahn erschließt das südliche Berliner Umland
Zweiter Teil:
Nicht in Rixdorf sondern in Mittenwalde spielte die Musik
Dritter Teil:
Die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn im Wandel der Zeiten
Vierter Teil: